Im Sesshin

Wer Zen praktizieren möchtet, tut dies sowohl in örtlichen Dojos (siehe Dojo-Adressen) als auch während ein- oder mehrtägigen Sesshin (Retreats).

Sesshin bedeutet vertraut mit sich werden, oder auch den Herz-Geist berühren. Es sind Ein- oder mehrtägige, teilweise auch mehrwöchige Perioden, in denen wir uns an still gelegenen Orten treffen, um gemeinsam zu praktizieren. (hier der Kalender)

Diese Praxis besteht aus Zazen, Samu (gemeinsamer Arbeit) sowie den Mahlzeiten und Ruhepausen. Es gibt mehre Arten von Sesshin, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen:

  • Sesshin und Zazentage: Hier liegt der Schwerpunkt auf täglich vier mal Zazen.
  • Sommer-Sessionen (Ango): Eine Vorbereitungszeit mit drei Zazen täglich, gefolgt von einem Sesshin.
  • Samu-Woche: Zwei Zazen am Tag, längere Arbeitsperioden.
  • Gyoji-Woche: Zwei Zazen am Tag, längere Arbeits- und Studienperioden
  • Näh-Sesshin: Schwerpunkt auf dem Nähen der Kesa, Mönchsroben.

Was allen gemein ist, ist ein geordneter Tagesrythmus: Zazen, gemeinsamen Essens, Momente des Austauschs sowie eine vollständig von uns getragene Struktur. Es beginnt beim Anmieten der Räumlichkeiten und der Organisation vorab, wie dem Bestellen der Nahrungsmittel. Während des Sesshin gibt es mehre Verantwortliche und Gruppen, die sich um die anfallenden Aufgaben kümmern und die zu bestimmten Zeiten von allen Teilnehmer.innen unterstützt werden.

Dieses Samu, gemeinsame Arbeit, ist Teil unserer Praxis, wie Zazen, wie die in Stille gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten.

Hier ein Überblick über einige der Verantwortungen und Samus, die ein Sesshin ermöglichen.

Die Klänge

Der Tagesablauf eines Sesshins wird durch Klänge von Glocken, Holz und Metall begleitet, die ankündigen was nun zu tun ist. Verantwortlich für die Qualität dieser Klänge ist der/die Ino. Er oder sie fungiert auch als Vorsänger und Taktgeber bei den Zeremonien.

Er/sie hat einen von sechs festen Plätzen im Dojo, die eine Art statisches Grundgerüst für alle Übenden bilden.

Desweiteren liegt in der Verantwortung des Ino durch kraftvolles Ki im eigenen Gesang die Harmonie zu fördern während der Rezitationen, um diese kraftvoll zu gestalten.

Jürgen Mattik

Die Unterweisung

Wir lehren Zen, wenn wir darum gebeten werden. Und wenn man dann denkt « ich unterrichte den Dharma, ich bringe ihn zu anderen »…, bringt man überhaupt nichts. Jeder soll sich selbst erziehen.

Es geht eher darum, die Voraussetzungen für Samadhi [geeintes Bewusstsein],bereitzustellen und dabei auf die Menschen zu achten, die mit euch praktizieren. Ihr passt auf, dass sie nicht in die falsche Richtung gehen, und dass sie keinen Schaden anrichten – das passiert oft, wenn man nicht aufpasst.

Ich lehre Zen seit 50 Jahren, und heute wiederum unterrichten viele meiner Schüler selbst, eingeladen von ihren Mitschülern und mit meiner Zustimmung. Lehren ist auch kein besonderer Status, sondern eine vorübergehende Verantwortung.

Philippe Reiryu Coupey

Im Dojo

Dojo bedeutet « Der Ort des Wegs ». Es handelt sich um einen Raum, in dem wir uns treffen, um Zazen zu üben. Damit es jedem möglich ist, in Ruhe zu sitzen, gibt es Verantwortliche wie den Shuso, die darauf achten, dass der Raum gut gelüftet ist, dass die Lichtverhältnisse angenehm sind und dass die konzentrierte Atmosphäre in einem Dojo gewahrt wird.
Der/die Shuso gibt auch Hilfestellung und unterstützt bei Fragen oder Schwierigkeiten mit der Zazen-Haltung.

Jonas Endres

Die Mitschrift

Im Dojo kann eine Unterweisung durch den Zazen-Verantwortlichen gegeben werden. Diese kusen (mündliche Unterweisungen) werden während des Zazen mitgeschrieben, dann editiert und in Broschüren zusammengestellt. Die Broschüren kann man in der Zen Boutique kaufen. Diese kusen, die durch die Erfahrung des Unterweisenden und gleichzeitig durch die einzigartige Atmosphäre des Zazen inspiriert sind, sind ein ausgezeichnetes Lernmaterial für die Übenden.

Paul Pichaureau

Das Übersetzen

Unsere Sangha ist zweisprachig: Deutsch und Französisch. Die Übersetzer ermöglichen auf Sesshin, dass jeder Teilnehmer den Kusen folgen kann, ebenso den Ankündigungen, Abläufen und Versammlungen.

Darüber hinaus übersetzen wir Texte in die jeweils andere Sprache. Das Übersetzen ist selbst eine Tätigkeit, wirklich tief in die Zen-Lehre einzusteigen, denn wenn man das Gelesene in eigenen Worten ausdrücken will, muss man es zuerst wirklich durchdrungen haben.

Carsten Eichholz

Die Küche

Während eines Sesshin bereiten wir selbst alle Mahlzeiten zu: drei am Tag, am Morgen eine Reissuppe, die Genmai. Diese Gerichte sollen ausgewogen und einfach sein und bei einem beschränkten Budget wenig Vorbereitung erfordern.

Meist plant der Tenzo, der Koch unter den Praktizierenden, die Gerichte mit einem Team, von dem er der Chef ist. Er handelt wie ein Dirigent, der die Einsätze der verschiedenen Musiker zusammenbringt mit dem Ziel, die Menüs in einem genauen Timing fertigzustellen. Jeder arbeitet gemäß den Anweisungen in einem zügigen Tempo mit einer inneren Haltung der Ruhe und Konzentration.

Vorbereitung, Kochen und Anrichten : die Handlung an sich ist Erfüllung, und die zubereiteten Speisen sind der Ausdruck dieses Geistes.

Diane Liorel

Der Service

Während eines Sesshin werden die Mahlzeiten gemeinsam in Schweigen und mit vollkommener Aufmerksamkeit eingenommen. Jeder Schritt wird angeleitet, vom Service bis zum Abwasch. Alles läuft in Ruhe ab, ohne Eile. Der/die Verantwortliche des Service und sein/ihr Team koordinieren diese Zeit (in Verbindung mit dem Verantwortlichen der Küche) und achten darauf, dass alles reibungslos abläuft, und dass das ganze Essen so gut wie möglich verteilt wird. Seine/ihre Rolle ist es, die allgemeine Konzentration aufrechtzuerhalten und aus der Mahlzeit eine natürliche Fortsetzung der Meditation zu machen.

Nathalie Labarrière

Der Abwasch

Geschirr abzuwaschen ist auf den großen Sesshins mit an die hundert Teilnehmern eine Menge Holz.

Es gibt dann zwei Verantwortliche, die immer da sind, so wie 3-4 unterschiedliche Personen die sich punktuell oder regelmäßig zum Abwasch melden.

Die Aufgabe der Verantwortlichen ist es, morgens die Spülmaschine rechtzeitig einzuschalten, sie abends zu reinigen und 3 mal am Tag zu schauen, dass die Maschine immer gut gefüllt  läuft und die Freiwilligen immer etwas zum Abtrocknen und Aufräumen haben.

Man sollte dafür nicht ganz unpraktisch sein;  etwas mentale Stärke ist auch von Vorteil.

Es mag Leute geben, die ein ganzes Sesshin unterweisen, aber nicht abspülen könnten und umgekehrt.  Auch die zwei anderen Varianten:  keins von beidem oder beides, sind denkbar.

Uli Dietze

Putzen

Bei einem Sesshin sollte nicht das ganze Reinigungs-Samu auf den Sanitärbereich konzentriert sein. Dieser sollte sowieso sauber hinterlassen werden. Da das leider nicht immer der Fall ist, bleibt selten Zeit zur Reinigung jener Ecken, die man nicht so sehr bemerkt – die Wände, die Türen und die Türgriffe, die Fußleisten, die Heizungen und die Rohre, die Türrahmen… Sind diese sauber, kann dadurch das Unbewusste berührt werden. Ein sauberer Ort fördert die die Klarheit des Geistes.

Christophe Girard

Die Nähstube

Die zukünftigen Bodhisattvas, Mönche und Nonnen nähen ein Rakusu oder ein Kesa, das ihnen bei der Ordination übergeben wird. Es handelt sich um zugeschnittene Stoffteile, zusammengesetzt und genäht nach einer genauen Vorgehensweise, die seit Buddha Shakyamuni weitergegeben worden ist. Ursprünglich handelte es sich um benutzte, schmutzige, auf die Straße geworfene Lumpen, die dann geduldig wiederhergestellt, gewaschen und gefärbt wurden. Einmal fertiggestellt stellt das Stoffteil ein Reisfeld dar von ungefähr 2m mal 1,40m für das Kesa, und von 35,5 cm mal 24,5 cm für das Rakusu. Man trägt das Kesa oder das Rakusu während Zazen und während der Zeremonien, das Rakusu auchzu bestimmten Zeiten im Alltag.

Ältere Schüler helfen beim Zuschnitt der Stoffteile, beim Zusammensetzen der Streifen und zeigen den Stich. Sie helfen und begleiten die Schüler bei den verschiedenen Schritten der Herstellung dieser Kleidungsstücke.

Helene Rigodanzo

Die Kalligraphie

Wir tragen dazu bei, die Ordinationen vorzubereiten. Die Kalligraphie wird in einer kleinen Gruppe gemacht, zum Teil auch während des Sesshin. Während der Zeremonie erhält der Ordinierte dann kalligraphierte Gegenstände, die unter anderem seinen Namen und den des Meisters tragen, geschrieben in chinesischen Schriftzeichen und zertifiziert durch traditionelle Siegel. Tuschezeichnungen, die die Schrift begleiten können, lassen über das Sichtbare hinaus gebührenden Platz für die Unterweisung des Meisters und die Übertragungslinie seit Buddha.

Françoise Lesage

Die Ordination

Im Zen gibt es zwei Ordinationen, die des Bodhisattva und die des Mönches und der Nonne. Die erste Ordination bedeutet den Eintritt in die Sangha, die zweite das Engagement auf dem Weg.

Die Ordinationszeremonien finden meistens im Sommer statt, vorher gibt es eine Vorbereitung, die vom Ordinationsteam begleitet wird.

Diese Vorbereitung beinhalten insbesondere das Nähen des Kesas, der Mönchsrobe, die Wahl des Ordinationsnamens durch den Meister, das Erstellen der traditionellen Dokumente sowie der Zeremonie, die in ihren Grundzügen aus der Zeit Buddha Shakyamunis stammt.

Simon Ordnung

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